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Von Weimar nach Merseburg

Ein Qualitätsweingebiet erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Von Carola Faber

Es ist ein Gefühl des Fliegens. Wie im Film gleitet die Landschaft vorbei. Durch Parks mit mächtigen Bäumen, über kleine Brücken, durch Straßenzüge mit schmucken Häuschen - die Fahrt soll niemals enden. Ein Jubelruf könnte jetzt erklingen.

Wer eine Radtour mit einem E-Bike unternimmt, spürt automatisch dieses gewisse Hochgefühl der Leichtigkeit, des Schwebens.  Der Ilmtalradweg von Weimar nach Merseburg bietet dem Radler nicht nur landschaftliche Höhepunkte, sondern auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten, kulturhistorischen Stätten und kulinarischen Adressen. Ein vertiefender Blick in die Historie, in die Kochkunst und in die meist unterschätzten Weinkeller lohnt sich unbedingt, denn die Weinbautradition geht auf die Gründung der Klöster vor über 1000 Jahren zurück. Nach vielen Schwankungen haben sich die Reben in den warmen Lagen der Flusstäler über die Jahrhunderte gehalten. Heute hat sich die Region als weltweit nördlichstes Qualitätsweinbaugebiet etabliert. 

Weimar

"Die Gegend ist herrlich, herrlich...", schwärmte schon Goethe, der 50 Jahre seines Lebens in Weimar verbrachte. Zu den weiteren Persönlichkeiten, die hier lebten gehören unter anderem Schiller, Herder, Bach, Liszt, Wieland, Cranach oder Gropius, dem Begründer des Bauhauses. Zahlreiche Museen und Gedenkstätten in Weimar erinnern an diese Namen und zeugen vom Ruhm vergangener Zeiten. Noch immer gilt die Stadt als ein quirliges Zentrum von Kunst und Kultur. Neben den Eindrücken des unvergleichlichen Weimars mit Schloss und Bürgerhäusern - dem Ursprung der deutschen Klassik und Wiege der Bauhausarchitektur -  beeindruckt obendrein die kulinarische Bandbreite der Stadt. 

"Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein", wird treffend mit Goethes Worten an der Wand im Treppenhaus die Atmosphäre des Hotels Elephant beschrieben. Dort tafelten und plauderten die großen Weimarer Literaten, Politiker und Künstler, gehen seit 314 Jahren dort ein und aus. Darunter der Schriftsteller Thomas Mann. Er setzte dem Hotel Elephant mit seinem Rom an „Lotte in Weimar“ ein literarisches Denkmal. Größtes genussvolles Erlebnis bedeutet ein Abendessen im Gourmetrestaurant Anna Amalia. Seit zwölf Jahren in Folge wird es unter Leitung von Küchenchef Marcello Fabbri und Restaurantleiter Roman Drobeck mit dem begehrten Michelin-Stern bedacht.

Ein Abendessen in dem gediegenen Ambiente überzeugt mit jedem Detail. Zum blauen Hummer mit Blumenkohl und Sherry, der den süßlichen Geschmack des Schalentieres noch untermalt, wird ein 2013 Grüner Veltliner vom Weingut Bad Sulza gereicht. Weinbautechniker Andreas Clauß, der seit Mitte der 90er Jahre wesentlich zum Aufbau des Thüringer Weinbaus beigetragen hat, präsentiert mit diesem würzig - spritzigen Tropfen ein gelungenes Beispiel seiner Auswahl (immerhin pflanzt er 24 Rebsorten an). Einen weiteren Wohlgeschmack zaubert Küchenchef Marcello Fabbri in Anlehnung an seine italienischen Wurzeln mit den Steinpilzravioli, Lammbäckchen und Rosmarin. Hier ergänzt ein weicher 2012 Assmannshäuser Hinterkirch Spätburgunder vom Weingut Allendorf aus dem Rheingau mit Aromen von Beerenfrüchten das Tafelerlebnis. Eine weitere Steigerung gelingt dem 43-jährigen Koch mit dem äußerst zarten Rehmedaillon an Weinbergpfirsich und Balsamico. Komplettiert wird es durch einen tiefroten, vollmundigen 2011 La Miranda Vinas del Vero Somontano aus Spanien. Das Dessert stellt eine ausgewählte Komposition aus Aprikose, Himbeere und Vanille dar. Zusammen mit einem harmonischen 2012 Hasensprung Roter Riesling vom Weingut Allendorf zeigt die Küche ihren Perfektionsanspruch bis zum süßen Finale. 

Bad Sulza - das Tor zur Weinbauregion

Bilderbuchlandschaften prägen die Route: nach dem Besuch von Schloss Tiefurt, dem Sommersitz von Herzogin Anna Amalia, führt der abwechslungsreiche Weg durch üppige Streuobstwiesen nach Apolda. Am Fluss entlang geht es weiter bis nach Bad Sulza und zum nahe gelegenen Schloss und Rittergut Auerstedt. Kurz hinter Bad Sulza beginnt auch das Thüringer Weintor, das Deutschlands nördlichste Weinbauregion ankündigt. In Serpentinen windet sich der Weg nach oben zum Weingut Bad Sulza. Winzer Andreas Clauß übernahm 1994 die Geschäftsführung des ersten Weinguts Thüringens. Seitdem erweiterte er die Rebflächen  auf 43 Hektar und richtete die Weinkellerei zeitgemäß ein. Ein Markenzeichen ist die Vielfalt, denn neben der gebietstypischen Rebsorte Müller-Thurgau pflanzt er Kerner, Gutedel, Riesling, Grau- und Weißburgunder sowie die Spezialitäten Traminer, Scheurebe und Muskateller an. Beim Rotwein setzt Andreas Clauß auf neue Sorten, wie Regent, Cabernet Dorsa und Pinotin. Nur ein paar Kilometer weiter lohnt ein Abstecher zum Weingut Zahn. Direkt an der Saale gelegen begeistert die idyllische Lage mit Blick auf den Fluss, wie auch die Qualität der Weine, die durchgängig durch ihre filigrane Eleganz und einen langen Abgang definiert werden können. Juniorchef und Kellermeister André Zahn zeigt vielfältiges Gespür, um einen edlen Tropfen zu produzieren. Dazu arbeitet er eng zusammen mit seiner Schwester Elvira Zahn, die an der Hochschule Heilbronn Wein-Betriebswirtschaft studierte. Ehemann und Diplom-Weinbetriebswirt Torsten General vervollständigt die junge Generation des erfahrenen Familienbetriebs. 

Naumburg: Breitengrad 51 schlägt Wellen

Der Charme der Naumburger Altstadt inspiriert zu einer Zeitreise. Gesäumt von den historischen Bauten, wirkt der Marktplatz einladend, stärkt die Vorstellungskraft an das Leben vorangegangener Jahrhundert.  Schon der prachtvolle Naumburger Dom beeindruckt durch seinen einzigartigen Reichtum an Baukunst. Umgeben ist das Idyll von zahlreichen Qualitätsweingütern, speziell in Richtung Freyburg an der Unstrut, wo sich das Weingut Pawis, Mitglied seit 2001 beim VDP, schon längst in den Sternehäusern etabliert hat. Zukunftsweisend gibt sich auch der junge Winzer Sebastian Hey. Sein Studium schloss er  an der Weinbauhochschule in Geisenheim im Jahr 2008 mit Auszeichnung ab. Darauf folgten zwei weitere Studienjahre in Italien. Seine Eltern Reinhard und Sigrun Hey erstanden 2001 einen malerisch gelegenen Weinberg mit Blick auf die historische Stadt Naumburg und das Kloster Pforta. Heute sind es fast 3,5 Hektar  in Steillagen bis zu 45 Grad, wo die Familie den Weinbau betreibt. Inspiriert von den italienischen Weingütern arbeitet Matthias Hey im Keller mit traditioneller Maischegärung und langen Standzeiten bei seinem Roten. Nachdem die Weine zunächst in Edelstahltanks lageren, reifen die besten Tropfen bis zu 24 Monate im Barrique. Bereits 2007 erzielte der erste Jahrgang des Winzers mit seinen charaktervollen Weinen und vielfältigen Aromen Auszeichnungen. Zusammen mit sechs weiteren ambitionierten Winzern der Weingüter Born, Rollsdorfer Mühle, Böhme, Fröhlich-Hake, dem Winzerhof Gussek und dem Landesweingut Kloster Pforta  initiierte Sebastian Hey den Verbund Breitengrad 51. 

"Was uns verbindet ist  der Glaube an die Kraft der Ursprünglichkeit, welche sich in der Matrix Wein besser und treffender ausdrücken lässt als mit 1000 Worten", erklärt Sebastian Hey. Breitengrad 51 Weine entstehen nur aus typischen Rebsorten an den alten und steilen Weinbergslagen von Saale und Unstrut. Jede Flasche zeugt von einem unverwechselbaren Profil. Dies und die strengste Auswahl der Weine machen einen Wein erst zu einem Breitengrad 51 Wein. "Sie repräsentieren unsere Spitze und setzen damit neue Maßstäbe in unserem Gebiet", ergänzt der Winzer.

Merseburg: Köstliche Symbiose von Wein und Kulinarik

Den verspielten Windungen der Saale folgend, führt die Landschaft durch fruchtbare Auen über Weißenfels bis nach Merseburg. Dort lohnt die mittelalterliche Ansicht sowie die reiche Geschichte von Schloss und Dom, denn die Merseburger Stadtgeschichte führt bis in das 9. Jahrhundert zurück. Zahlreiche Persönlichkeiten werden  mit Merseburg in Verbindung gebracht und sagenumwobene Geschichten ziehen sich wie ein roter Faden durch die prächtigen Bauten der Stadt. Bei einem kulinarischen Stammtisch in Ritters Weinstuben ist nicht nur viel über die Stadtgeschichte, sondern besonders über die regionale Küche und Weine zu erfahren. "Gut zu kochen, ist kein Handwerk. Es ist eine Kunst, die aus Leidenschaft erwacht. Wir wollen nicht nur gut kochen, wie wollen bis in das kleinste Detail begeistern. Nur so kommen die Gäste in den Genuss, etwas Besonderes zu erleben", erklärt Küchenchef Steffen Warias, der auf frische regionale Zutaten und auf immer neue kulinarische Ideen unter Einbeziehung erlesener Weine setzt. Bestes Beispiel für diese ideenreiche Kochkunst ist eine Kombination seiner Fähigkeiten und den Weinen von Sebastian Hey - eine Symbiose, die von der beschriebenen bis ins Detail durchgestylten Leidenschaft zeugt. 

Opulenz und Duftigkeit seines 2013er Weißburgunder Lagenweins ergänzen wunderbar die Komposition Dreierlei vom Österreichischen Weiderind mit Tatar, Brühe mit Limette und Bäckchen. Ebenso die Ergänzung der geschmacksintensiven Garnelencremesuppe mit einem 2013er Riesling Ortswein erweist sich als äußerst gelungen. Höhepunkt des Mahls dürfte die auf den Punkt gegarte Forelle mit Gänseleber und Petersilie zum 2013er Breitengrad 51 Cuvée trocken sein. Dieses Paradebeispiel gelungener Harmonie mit reifen Frucht- und zarten Vanillenoten wird den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben. 

Tipps

Wer Reisen als sinnliche Angelegenheit empfindet, ist in der Pension La Casa dei Colori in Weimar sehr gut aufgehoben. In gemütlicher Atmosphäre stehen den Gästen zehn verschiedene Zimmer, jeweils in einer anderen Farbe, aber alle im italienischen Stil gehalten, zur Verfügung. www.casa-colori.de

Typisch Naumburg heißt die liebevoll restaurierte Pension in Naumburg. Die Zimmer sind jeweils nach einem individuellen Thema der Domstadt (Orgelzimmer, Weinzimmer, Saalezimmer, Straßenbahnzimmer, Domzimmer, Hussitenzimmer) ausgestattet.  www.typisch-naumburg.de

Gelegen in einem 50000 Quadratmeter großen Park gestaltet sich das Schloßhotel Schkopau als eine grüne Oase. Alte Tradition in neuem Glanz mit einem stilvollen Ambiente erleben, bedeutet der Aufenthalt in dem prachtvollen Anwesen.  www.schlosshotel-schkopau.de

Informationen

Bei den Radreisen der Landpartie kann die Welt mit neuen Augen entdeckt werden. Die schönsten Regionen werden auf einzigartige Weise vom Fahrradsattel aus erlebt. Wer die Landpartie-Romantik-Kategorie bucht, übernachtet in komfortablen Hotels mit besonderem Flair, zumeist mit 4-Sterne-Standard. Persönliche Gastlichkeit, ein besonderes Ambiente (historisches Gebäude, Lage im Grünen, großer Wellnessbereich) sowie marktfrische Küche sind die Auswahlkriterien für diese Häuser. Das Team der Landpartie hat die schönsten Radtouren hervorragend vorbereitet. Geführt oder individuell wird zuverlässig auf ausgeschilderten Routen geradelt. Die Wege sind meist verkehrsfrei. Eine 7-Tage-Service-Servicetelefonnummer bietet Sicherheit. Während der Gast radelt, wird das Gepäck in das nächste Hotel transportiert. Selbstverständlich steht ein umfangreiches Informationspaket zur Erkundung der Region zur Verfügung. 

Die Landpartie, Radeln & Reisen GmbH, Am Schulgraben 6, 26135 Oldenburg, Telefon (0441) 570683-0, www.dieLandpartie.de