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Mit Saugglocken gegen Schmerzen

Wie eine alternative Heilmethode die Schulmedizin ergänzt

Die Medizinerin Ulrike Schröder platziert einer Patientin Schröpfgefäße auf den Rücken. @ Andreas Gillner

Von Andreas Gillner
DERNBACH. Schon mal was vom Schröpfen gehört? Aber ja, mit Sicherheit. Ist das nicht ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten? Aber nein! Schröpfen ist nach wie vor in der alternativen Medizin weit verbreitet und findet mittlerweile auch als Ergänzung zur Schulmedizin Anwendung - auch in Krankenhäusern. Es gibt inzwischen auch wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit.

Ulrike Schröder, Fachärztin für Innere Medizin und Naturheilverfahren im Medizinischen Versorgungszentrum Westerwald in Dernbach, setzt gezielt das Schröpfgefäß aus Glas auf den Rücken der Patienten. Durch Ansaugen von Luft entsteht ein konstanter Unterdruck und das Gefäß saugt sich mit seiner kreisrunden Öffnung auf der Haut fest. Was Ulrike Schröder hier praktiziert ist nicht neu, sondern bereits Jahrtausende alt und nennt sich Schröpfen, oder in diesem Fall Trockenschröpfen, da anders als bei dem blutigen Schröpfen die Haut nicht angeritzt wird und kein Blut austritt. Bereits die Babylonier und die Ägypter haben das Verfahren gekannt, das auch die Selbstheilungskräfte aktiviert. Und gerade darum geht es auch heute noch. „Bei vielen chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Schmerzsyndromen sind die Patienten auf permanente Einnahme von Medikamenten angewiesen. Womöglich werden diese nicht vertragen“, berichtet Ulrike Schröder. Hier setzt die Medizinerin an: „Mein Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und mit Hilfe der alternativen Medizin diese Patienten beispielsweise in die Lage zu versetzen die Medikamenteneinnahme zu reduzieren, bestenfalls sogar auf sie zu verzichten.“

Das Schröpfen wirkt lokal entstauend und spannungslösend, ergänzend wirkt es über die Reflexzonen am Rücken. Über die Nerven bestehen Verbindungen zu den inneren Organen.. Danach wird jeder Hautzone ein inneres Organ zugeordnet. Verhärtungen, Erhebungen oder Eindellungen der Haut lassen auf Fehlfunktionen der ihnen zugeordneten Organe  sowie auch der Muskulatur schließen. Durch Schröpfen dieser Stellen werden Reize über das Nervensystem zu dem entsprechenden Organ geleitet, um es positiv zu beeinflussen.

Der  Reiz kann Selbstheilungskräfte aktivieren bzw verstärken und damit einen Heilungsprozess in Gang  setzen. Folge: Schmerzpatienten können durch eine verbesserte  Funktion der Muskulatur auch ohne Medikamente schmerzfrei werden. Aber: „Das Schröpfen ist kein Allheilmittel“, sagt Ulrike Schröder. „Wie jede andere alternative Heilmethode kann es die Schulmedizin nicht ersetzen, sondern nur ergänzen“.

Deshalb prüft die Medizinerin vor der Anwendung den Allgemeinzustand der Patienten nach schulmedizinischen Gesichtspunkten. Frei nach dem Motto „keine Naturheilkunde, ohne allgemeinmedizinische Erfahrung“, gehört eine umfangreiche Diagnostik wie Laborkontrolle ebenso dazu wie ein ausführliches Anamnesegespräch hinsichtlich Vorerkrankungen. Erst wenn sie sich davon überzeugt hat, dass den Patienten alternativmedizinisch geholfen werden kann, entscheidet sie sich für die notwendige Therapie. Und so konnte Ullrike Schröder die Schröpftherapie zb bei einem Schulter-Arm Syndrom  erfolgreich einsetzen. Die Schulmedizin therapiert hier in der Regel entweder mit Spritzen in das Schultergelenk oder einer Operation.

Mittlerweile gibt es bereits wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit des Schröpfens. Vorgestellt wurden die Ergebnisse von Studien auf dem 24. Deutscher interdisziplinärem Schmerz- und Palliativkongress im Mai 2013. In den Studien hat sich Schröpfen als wirksam gezeigt zum Beispiel bei Karpaltunnelsyndrom, Rücken- und Kopfschmerzen, Fibromyalgie und Neuralgien u Schulter-Arm Syndrom.“