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Böglerhof: Wo das Berggericht tagte

Jede Stufe führt ein wenig tiefer in die 500 Jahre alte Geschichte

Von Carola Faber

 „Nein! Niemand darf davon erfahren. Das Alpbachtal muss ein Geheimnis bleiben!“ ruft eine aufgebrachte Touristin. Sie kommt bereits seit 30 Jahren in dieses idyllische Tal und wünscht sich alles andere als eine Veröffentlichung, die den Massentourismus entfachen könnte. Aufgeregt läuft sie durch die kleine Brennerei von Urban.

Ob die Welt von der Schönheit seiner Heimat erfährt oder nicht – das sieht er sehr gelassen. Schließlich passen nicht so viele Menschen in das Tal, und es kommen sowieso nur diejenigen, die das Authentische und die Natur lieben. Der echte Alpacher Urban  ließ sich beim Abfüllen der letzten Tropfen seines neuesten Birnenbrands von ein paar Gästen über die Schulter schauen. „Nur damit er sich nicht langweilt, weil es doch so langsam geht mit dem Brennen.„ Zusammen mit seinem Freund, dem Kutscher Peter, hat er sich den ganzen Nachmittag mit dem Brennen beschäftigt. „Heuer sind es nur Birnen. Äpfel gab es nicht viele. Die Natur muss man halt nehmen, wie sie kommt“, sagt der erfahrene Bauer. Sein schmucker Hof, oberhalb von Alpbach, ist in seiner besonderen und einheitlichen Bauweise typisch für das gesamte Tal. Auf einem Parterre meist aus verputztem weißen Mauerwerk folgt ab dem ersten Stock ein massiver Aufbau aus dicken Holzbohlen und langen, schützenden Balkonen. Im Laufe der Jahre sind diese Holzwände erheblich nachgedunkelt und geben diesen Höfen ein besonderes Flair. Wie gemalt, schmiegen sich die zauberhaft wirkenden Anwesen in das liebliche Landschaftsrelief. Strengen Bauvorschriften aus  den 50er Jahren ist das entzückende Bild dieser lebendigen Museumslandschaft zu verdanken. Aufgrund der Abgeschlossenheit - die Fahrstraße am Talboden nach Alpbach gibt es erst seit 1926 - entstand eine eigene Bau- und Wohnkultur, aber auch das Brauchtum blieb deshalb länger erhalten, als in vielen anderen Tälern des Landes. Was sich hinter den Massivholzwänden verbirgt, kann sehr kontrastreich sein und verblüffende Überraschungen bereit halten. Von der historischen Bauernstube bis zum durchgestylten Interieur  ist alles möglich. Jedem bleibt es  überlassen, die Räume individuell zu gestalten.

„Die Touristen kommen seit der Jahrhundertwende. Schon  1938 verzeichnete Alpbach bereits 110 Gästebetten. Heute sind es rund 3300 Betten. Mehr werden es bestimmt nicht und Après Ski gibt es hier auch nicht. Das machen wir lieber selbst. Wir haben aber immer noch 105 bewirtschaftete Bauernhöfe, wie vor 100 Jahren. Solange ich mich erinnern kann gab es hier viele Obstbäume und Schlehen, die wir in flüssige Vitamine verwandeln“, klären Peter und Urban ihre Gäste schmunzelnd auf und verteilen eine weitere Runde, dieses Mal ist es ein geschmacksintensiver Kirschbrand. Trotz modernster Strukturen, einer wunderbaren Landschaft mit sämtlichen Sportmöglichkeiten, Wanderwegen und einem Skigebiet, das mehr als 100 Pistenkilometer misst, wirkt das Tal verwunschen, animiert zu Gedanken, wie hier könnte ich ein Jahr in Klausur gehen. 

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Name Alpbach im Jahre 1150. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts fand man am Gratlspitz, Schatzberg sowie im Luegergraben Kupfer- und Silbererz. Die Handelsfamilie der Fugger aus Augsburg betrieb damals den Erzabbau in Schwaz und Kitzbühel und übernahm diesen auch im Alpbachtal. Der Böglerhof war der Sitz der fuggerischen Verwaltung und des Berggerichtes. Damalsgab es mit dem Böglerhof und dem Jakober bereits zwei Wirtshäuser. Im heutigen Romantikhotel Böglerhof, direkt neben der Dorfkirche gelegen, lohnt ein Besuch der Fugger Stube und des darunter liegenden Weinkellers, dessen Mauern noch aus dem 15. Jahrhundert stammen. Die Fuggerstube und Teile des Kellers stellten schon vor 500 Jahren als Bauernhof, Gerichtsstätte und Wirtshaus einen Treffpunkt für Geschichten und Geschichtenschreiber dar.  Jeder Schritt auf den alten Steinstufen weiter nach unten in das Gewölbe führt ein wenig tiefer in die Geschichte des Hauses. Die alten Steine inspirieren. Was genau geschah hier vor mehr als fünf Jahrhunderten? Worüber sprachen die Menschen? Wie verhandelten die Fugger? Bei den Weinproben wird viel über die Historie des Hofes und die Zukunft des Hotels philosophiert und diskutiert. “Anno 1933 hörte man nichts  als Klagen in den Wirtsstuben.

Die Zeiten waren schlecht, mit der Wirtschaft ging es bergab. Auch der junge Weinhändler Alfons Moser  horchte  auf, als von der Versteigerung des Böglerhofs in Alpbach die Rede war. Alfons Moser erstand den Hof, den er bis dahin noch nie gesehen hatte. Das stark renovierungsbedürftige Haus animierte ihn, ein Hotel zu eröffnen.  In den ersten Jahren hatte Alfons Moser, der spätere Bürgermeister des Dorfes,  wichtigere Dinge als die Geschichte des Hauses im Kopf. Dabei raunte jeder Winkel von seiner stolzen Vergangenheit“, erklärt Michaela Duftner, die mit ihrem Mann Johannes das Haus schon in dritter Generation führt  „Wir möchten authentisch bleiben. Die grundlegenden Werte für unser tägliches Miteinander sind Freude und Fairness. Umwelt und Nachhaltigkeit gehören  ebenfalls dazu. Der Böglerhof wird zum Beispiel heute zu 100 Prozent kohlendioxidfrei beheizt. Wir verfügen über eine leistungsfähige Solaranlage und verwenden Holzpellets. Wenn möglich, kommen die Produkte unseres Restaurants von heimischen Bauern“, fügt Johannes Duftner an. „Außerdem halten wir etwa 10 000 Flaschen und 220 Weinsorten für unsere Gäste bereit. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den heimischen und damit unseren österreichischen Weinen.“ 

 Wellness vom Feinsten

Natürliches und Begeisterndes können die Gäste auch im Wellness-Bereich des Romantikhotels Böglerhof erleben. Zum Vitalquell gehört ein neuer Saunabereich mit verschiedenen Saunen und Dampfbädern. Ein Highlight nach dem Saunagang ist ein Bad im Kaltwasserfall, welcher mit frischem Quellwasser aus der Gratlspitze gespeist wird. Neben dem modernen Innen- und Außenpool mit herrlichem Blick befindet sich ein Ruheraum im Alpbacher Holzbaustil, ein moderner Fitnessbereich und eine Massage- und Beautyabteilung. Die Wohlfühlpakete verhelfen zu kleinen Fluchten aus dem Alltag. Vom Heubad über die Steinölbehandlung bis zum Ägyptos Vitalwickel bieten das Vitaquell und seine geschulten Mitarbeiter eine Vielzahl an wohltuenden Anwendungen. Eine spezielle Massagetechnik mit tänzerisch-fließenden Bewegungen, hochwertigen, warmen Ölen und vielen Massagestrichen der Unterarme gehört beispielsweise zu der hawaiianisch inspirierten Massage Lomi Lomi Nui. Es wird ein wundervolles Gefühl von Getragensein sowie Geborgenheit vermittelt und lässt die eigene Welt von Entspannung, Heilung und Wohlbefinden eintauchen.

Mädelshüttentag: Vom Bergfrühstück bis zur Ein-Mann-Show

Auch die Tirolerinnen Melanie und Simone aus Wildschönau genießen zwischendurch einen freien Tag am Berg. Sie planen einen romantischen Mädelshüttentag. Mit der ersten Gondel geht es rauf zum Gourmet Hüttenfrühstück in der Gipfo Hit am Schatzberg. Wirt Stefan Thaler serviert ein üppiges Frühstück mit vorwiegend eigenen Produkten, die er von seinem Hof im Tal mit 25 Kühen bezieht. „Wir legen Wert auf Qualität. Das Brot backt meine Schwester, den Schinken unserer Tiere bereitet meine Mutter zu und produziert die leckersten Würste aus unserer eigenen kleinen Hausschlachterei. Heute hat unser Knödel-Joe hier oben auf der Almhütten schon 400 Knödel per Hand geformt“, erläutert der Chef des Bergrestaurants. Nach der ausgiebigen Morgenmahlzeit begeben sich Melanie und Simone auf die andere Seite des Tals zum Wiedersberger Horn. Hier lockt die Böglalm als eine der urigsten Hütten des Ski- und Wandergebiets Inneralpbach mit ihrem romantischen Ambiente. Angekommen auf der Alm finden die Gäste frisch zubereitete Speisen mit Zutaten von regionalen Lieferanten vor. Bekannt und beliebt sind vor allem die Alpbacher Kasspatzln, die Grillhendln und die selbst gebackenen Kuchen. Zu dem Bergambiente passend ist Kaminfeuer, alte Holzschlitten und Ski an den Wänden inklusive. Unter einem weit ausladenden Holzdach und einer herrlichen Aussicht schmecken die Speisen noch mal so gut. An der Talstation wartet mit der Kristallbrauerei Alpbach eine weitere Attraktion auf die Gourmets. Josef Moser ist Braumeister mit Leib und Seele, was bei einem Besuch seiner Ein-Mann-Show schnell offensichtlich wird. Mit viel Begeisterung und einer gehörigen Portion Schalk im Nacken erzählt er während kleiner Kostproben, wie es zu seiner Kristallbrauerei kam:„Mögt ihr einen Schluck Bier, bevor ich Euch die Geschichte meiner Brauerei erzähle. Ich habe aber nur selbst Gebrautes.“ Nachdem er 25 Jahre lang als LKW-Fahrer Brauereien belieferte, war er von der Arbeit rund um den beliebten Gerstensaft so begeistert, dass ihn die Idee, eine eigene Brauerei zu gründen, nicht mehr los ließ. 2005 legte Josef Moser die Prüfung zum Braumeister ab. Schon ein Jahr später lieferte seine Kristallbrauerei Alpbach das erste Bier an umliegende Gasthäuser aus. Heute werden rund 1.500 Hektoliter Kristallbräu-Bier gebraut. Zu seinen Kunden gehören inzwischen bekannte Adressen wie Feinkost Käfer oder auch der Stangl-Wirt. Ein Grund für den außerordentlichen Geschmack mag das klare Alpbacher Kristallwasser sein. Zum Abschluss der kulinarischen Rundtour erfolgt ein Besuch im Zottahof. In der gemütlichen Zirbenstube des jahrhundertealten Hofes mit grandiosem Ausblick über das Alpbachtal wird des Kaisers‘ bester Schmarren genossen. Das Rezept des luftig - leckeren Kaiserschmarrens ist ein Familiengeheimnis und wird ebenso wie das der Löffelmilch bestens gehütet. Löffelmilch besteht aus einem halben Liter Milch und  alkoholischen Zutaten, deren wohlriechende Aromen sich schnell in der ganzen Stube ausbereiten. Erfüllt und beschwingt treten Melanie und Simone den Heimweg an: „Unsere Heimat, die würden wir nie verlassen – hier ist es einfach zu schön“.

Die Krönung einer Jahrhunderte alten Wirtshaustradition

Edel, köstlich, herausragend: Die Tiroler Weinstuben befinden sich bereits in der fünften Generation in den Händen der Familie Sigwart. Seit mehr als 20 Jahren wird das Restaurant beim Gault Millau regelmäßig mit zwei Hauben bewertet – einen größeren Garant für den hohen Grad an Kochkunst, Kreativität und Qualität könnte es kaum geben. Das unschlagbare Trio Anton Sigwart, seine Frau Traudi und seine Schwester Verena agiert mit beispielhaftem Esprit, Herzlichkeit und gelebter Gastfreundschaft. Schon zum Auftakt gibt es ein spritziges Vergnügen. Verena, die Spezialistin für Cocktails und Kräuter, reicht einen ausgesprochen feinperlig harmonischen „Champagner Splash“: frische pürierte Litschis werden mit braunem Zucker, Limettensaft und Cointreau geshaked und anschließend mit Champagner aufgesplashed. Alternativ gibt es einen Kiwi Cosmopolitan mit Absolut Lemon, frischem Kiwipüree, Triple Sec, Kiwi Likör und Lime Juice. Küchenmeisterin Traudi überzeugt mit jedem Gang der Menüfolge. Die Liebe zu den Produkten und ihrem Beruf ist in allen Details der Gerichte schmeckbar.

Zur Jakobsmuschel mit Granatapfelvinaigrette und Zitronengraswürfel beispielsweise harmoniert das feine Säurespiel eines 2011er Sauvignon blanc, Moarfeitl, Große Lage. Wunderbar gestaltet sich diese zarte Nussigkeit mit lebendiger kühler Frucht in Verbindung zur Muschel und den Granatapfelkernen. Heimisch gibt sich die talentierte Köchin bei der Zubereitung der Gschmackigen Ganslkrapferl aus dünnem Erdäpfelteig mit Erdäpfelkrusteln auf Natursauerkraut. Sommelier Anton Sigwart, der seinen Weinkeller mit mehr als 300 verschiedenen Spitzenweinen bestückt, überwiegend aus Österreich, wählte mit einem Chardonnay Ried Hasel 2010 Johann Topf einen vollmundigen Wein mit mächtiger Frucht und perfekter Harmonie von Fülle, Dichte und weich gereiftem Tannin. „Die feinen Eichenholznoten sind am Gaumen nur kaum vernehmlich und begleiten ein wunderschönes, lang anhaltendes Finale“, erklärt der Fachmann. Ob der schonend gebratene Leinenfang Loup de mer oder der Kalbsrücken, konfiert in der Gewürzmilch mit Portweindatteln – sämtliche Speisen und korrespondierende Weine stellen in der gekonnten Auswahl und Zubereitung einen Hochgenuss dar. Zum süßen Finale der kulinarischen Europareise folgt die knackig, köstliche Silberkugel auf Mondgestein, begleitet natürlich von einem 2012er Eiswein aus dem Hause Hillinger. Eine Überraschung hält Kräuterköchin Verena mit ihrem selbst kreierten After Dinner Cocktail bereit: Hinter dem Zauberwort Camolito verbergen sich frischer Limettensaft, Minzeblätter, Soda und selbst angesetzter Kamillenblüten-Baccardi, selbstverständlich mit Pflanzen aus dem eigenen Garten.

Fazit: Ja! Ein Besuch des Alpbachtals sollte unbedingt auf der Reiseliste stehen, denn wer in das Tal kommt, wird bestimmt wunderbare Geheimnisse entdecken. 

Informationen:

www.alpbachtal.at
www.boeglerhof.at
www.kristallbrauerei.com
www.tiroler-weinstuben.at
www.connys.at