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Im Land der Steinböcke

Im Nationalpark Hohe Tauern überlebten bedrohte Tierarten

Von  Karin Katzenberger-Ruf
Steinbock Gio ist sieben Jahre alt, trägt ein rotes Halsband und ist dennoch ein „Gehörnter“, der in Freiheit lebt. Seine Heimat ist das Ködnitztal bei Kals im Nationalpark „Hohe Tauern“ in Osttirol. Als wir das Tal mit Schneeschuhen durchwandern, sind die Steinböcke längst wach. Schließlich stehen sie laut Ranger Gunther Greßmann mit der Sonne auf, kommen durch deren wärmende Strahlen  in die Gänge und begeben sich danach auf Nahrungssuche.

Gras und Kräuter stehen beim Äsen auf dem Speiseplan. Das geschulte Auge erkennt Steinbock und Gams als winzige Punkte an oder oberhalb steiler Felsenwand. Wer mit einem Ranger auf Tour ist, schaut genauer hin und kann darauf vertrauen, dass dieser ein Spektiv im Gepäck hat. Damit kann man die tierischen Bergbewohner gut ins Visier nehmen und feststellen, dass sie tatsächlich ganz gemütlich in den Tag starten. Mal mit dem Huf über den Schnee auf dem Fels scharren und schauen, was darunter ist oder einfach in die Sonne blinzeln: Mehr tierische Aktivitäten sind da erst mal nicht zu beobachten. Was den Blick durch das Spektiv wiederum leichter macht. Sonst müsste man es ja neu einstellen. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts galten die Steinböcke in Osttirol als ausgestorben. Waren sie doch hemmungslos gejagt worden. Auch, weil einige ihrer Körperteile in der Medizin als wahre Wundermittel gehandelt wurden. Zum Glück gelang um das Jahr 1924 die Wiederansiedlung.

Dies auch, weil einige Tiere in der Schweiz überlebt hatten. In den Hohen Tauern leben derzeit um die 1000 Individuen. Die gewellten Hörner eines Steinbock-Männchen können übrigens bis zu einem Meter lang werden. Das erfahren wir von Rangerin Carola Trojer, die das Anschauungsmaterial gleich mitgebracht hat. Die Weibchen haben auch Hörner, aber wesentlich kleinere - und sind auch ansonsten eher zierlich gewachsen. Wie bestellt, dreht bei der Wanderung im Ködnitztal ein Bartgeier über unseren Köpfen seine Runden. Der Raubvogel gehörte ebenfalls lange zu den bedrohten Tierarten. Dank Ranger entdecken wir im Schnee auch die Spuren von Fuchs und Hase. Genauer gesagt vom Schneehasen, der sein Fell der Witterung anpasst und während des Winters immer weißer wird... Wer in den Hohen Tauern Urlaub macht, darf „Natur pur“ erwarten. Skifahrer kommen in den inzwischen vernetzten Pisten in Matrei und Kals zwar auch auf ihre Kosten, können vom neuen Panorama-Restaurant „Adler-Lounge“ aber auch den Rund-um-Blick auf die Dreitausender inklusive Großglockner genießen. Über 240 sind es im gesamten Nationalpark.

Mit ein Grund, warum der alternative „Winterzauber“ in dieser Alpen-Region seinen besonderen Reiz hat. Da geht es eben nur am Rande darum, die Pisten runter zu rauschen. Eine Alternative ist die Schneeschuhwanderung, der Spaziergang mit festem Schuhwerk, die Fahrt mit dem Pferdeschlitten oder das Rodeln. Von der Würfele-Hütte oberhalb von Virgen führt eine zweieinhalb Kilometer lange Naturrodelbahn zu Tal. In der Hütte kann sich vor der Rodelpartie mit deftigen Speisen stärken. Zum Beispiel mit „Rippelen“ vom Schwein oder mit in Butter geschwenkten Schlipfkrapfen. Auf Bestellung holt der Hüttenwirt seine Gäste mit zum Tieflader umgebauten Traktor ab. Das allein ist schon eine Riesengaudi... Wer nicht „Trekker fahren“ will, stapft die Rodelstrecke hoch, muss dort aber mit Gegenverkehr rechnen und den Schlittenfahrern rechtzeitig ausweichen. Im Jahr 2003 wurde im ehemaligen Schulhaus von Matrei das Nationalparkhaus Hohe Tauern eröffnet, in dem die Geschichte der seit etwa 8000 Jahren besiedelten Gegend eindrucksvoll dokumentiert wird. Da geht`s dann auch um Funde wie Pfeilspitzen oder um Bogen aus Eibenholz. Vor Ort kann man auch Führungen buchen. Zum Beispiel mit dem Biologen Hermann Mauthner, der ansonsten viel “outdoor“ unterwegs ist, die Gäste bei Wanderungen aller Art (auch mit Schneeschuhen) begleitet und als echter „Naturbursche“ angesichts der landschaftlichen Schönheit im Nationalpark Hohe Tauern immer wieder ins Schwärmen gerät. Er liebt die Berge zu allen Jahreszeiten. Die Blumenvielfalt auf den Almwiesen im Frühsommer ist natürlich ein Thema im Nationalparkhaus Matrei. Ebenso das einst schwere Leben der Bergbauern, die im Winter meist auf Wanderschaft gingen, um ihre Produkte (darunter auch an langen Winterabenden Selbstgeschnitztes) zu verkaufen.

Das sicherte den Lebensunterhalt für die Familie. Diejenigen, die sich heute um die Almwiesen kümmern, bekommen vom Staat Geld dafür. Denn das Mähen dient dem Landschafts- und Lawinenschutz. Die Halme sollten kurz vor Wintereinbruch stoppelig-kurz sein und keinesfalls so hochgewachsen, dass sie sich bei Schneefall flach liegen. In dem Fall würden sie den fallenden Flocken nämlich kaum Halt bieten und Lawinen wären quasi vorprogrammiert. Schlafende Murmeltiere: Auch die bekommt man im Nationalparkhaus zu sehen. Wenn auch nur in der ausgestopften Variante. Ihr charakteristischer „Pfiff“ ist im Original wiederum nur hoch oben in den Bergen und nur in den Sommermonaten zu hören. Damit warnen sie sich gegenseitig vor den Angriffen durch Raubvögel. Vom Herbst bis zum Frühling schläft ein Murmeltier nun mal wie ein solches in seiner Höhle. Dies bei auf das Minimum reduzierte Körperfunktionen und mit nur wenigen Herzschlägen pro Minute.

Das Nationalparkhaus ist nur wenige Gehminuten vom Hotel „Outside“ entfernt, in dem sich der Gast rundum wohlfühlen kann. Schon mal „Hinteregger Gams“ gegessen? Wenn nicht, empfiehlt sich die Einkehr im „Strumerhof“ auf rund 1450 Höhenmetern. Den Bergbauernhof hoch über Matrei bewirtschaftet Anna Holzer zusammen mit ihrem Mann. Fünf Kinder gehören zur Familie. Die Rollen scheinen klar verteilt: Während der Mann auf die Jagd geht und das Fleisch (zum Beispiel die Gams) nach Hause bringt, sammelt die Frau die Kräuter (bis zu 100 an der Zahl)... Anna ist in der Tat eine „Kräuterkundige“, vertraut auch im Alltag auf deren heilende Wirkung und mischt sie ihren Gästen gerne ins Essen... Quendel zum Beispiel, dabei handelt es sich um Bergthymian. Wenn sie in der Gaststube Lamm serviert, brät sie es zuvor gern in Heu. Man könnte es auch „Flugheu“ nennen, denn es wird mit dem Hubschrauber von der Alm in den Bergbauernhof geholt. Als Aperitif kann ein Weiden-Tonic nicht schaden. Zum Strumerhof gehört eine Scheune, die samt wechselnder Ausstellungen als Seminarraum genutzt wird. Dies auch für Schulklassen. Ansonsten kann man im Strumerhof einfach prima Einkehr halten. und unter anderem eine „Unkrautsuppe“ bestellen.

Allgemeine Infos beim Tourismusverband Matrei unter der Telefonnummer 0043/50212500, E-Mail: matrei@osttirol.com, Homepage: www.osttirol-naturpark.at/matrei.

Unterkunft: Das Hotel „Outside“ im Ortskern von Matrei hat nicht nur reichlich „Wohlfühl-Zimmer“, sondern auch einen wunderbaren Wellness-Bereich. Näheres unter www.hotel.outside.de

Aktivitäten: Alles über den alternativen „Winterzauber“ im Internet unter www.winterzauber.tirol.at Vom 6. bis 12. März 2011 gehen außerdem die „Matreier Tourentage“ über die Bühne. Zum Auftakt am 6. März gibt es einen Vortrag mit Extrembergsteiger Hans Kammerlander, am 12. März findet der Felbertauernlauf statt.

Einkehr: Da empfiehlt sich der Strumerhof oberhalb von Matrei.Infos im Internet unter www.strumerhof.at.