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Malerisches Marokko

Karawanen-Tour in der Sahara

Von Karin Katzenberger-Ruf

Die untergehende Sonne zaubert riesige Schatten auf die Sanddünen. Es sind jene von den Kamelen, auf deren Rücken wir nach stundenlangem Ritt durch die Sahara unser Ziel erreicht haben - die höchste Erhebung von Erg Smar im Süden von Marokko. Nein, Ritt ist das falsche Wort.

Es war ein sanftes Schaukeln durch die Wüste, geführt von Männern, die gelernt haben, Wüstenschiffe zu lenken. Nach unserem ersten Nachtlager bei Qued Draa haben wir beim eintägigen Nomaden-Karawanen-Trekking etwa 30 Kilometer zurückgelegt. Davon gut die Hälfte zu Fuß und im ordentlichem Marschtempo, um mit den Tieren Schritt zu halten. Mal in der Gruppe und ins Gespräch vertieft, mal jeder für sich allein, die Eindrücke in sich aufsaugend.

Die Sahara ist vegetationsreicher als wir erwartet hätten, stellenweise haben sich im Sand bizarren Strukturen gebildet. Mancherorts sieht es aus wie in einer Töpferwerkstatt, in der beim Brand Zerbrochenes liegt. Unsere Karawanentour ist ein Appetitmacher für einen längeren Aufenthalt in der Wüste. Da muss man erst mal hinkommen: Von Frankfurt geht es mit dem Flugzeug nach Casablanca und von dort in etwa einer Stunde über den Hohen Atlas nach Quarzazate. Nach einer Nacht im Hotel Berbere Palace führt die Fahrt mit dem Geländewagen durch das Draa-Tal bis an den Rand der Wüste. Das Hotel Chez la Pacha in M`hamid el Ghizlane und im Kasbah-Stil erbaut wäre letzte Gelegenheit, nochmals in komfortablen Zimmern zu schlafen oder im Pool abzutauchen. Wir belassen es bei einem Abendessen, nutzen nochmals die sanitären Anlagen.

Auf der Wüstentour müssen Zelte und Schlafsäcke genügen, eine Waschgelegenheit oder so etwas wie eine Toiletten-Kabine gibt es nicht. Der Proviant, natürlich Wasser, Obst und Gemüse, aber auch Eier oder Thunfisch in Dosen werden auf besagten Wüstenschiffen transportiert. Auf Kamele kann man bis zu 250 Kilogramm Gepäck aufsatteln, aber manche können bei der Prozedur auch ohne Ende jammern. Die Nomaden bereiten aus den mitgeführten Waren herrliche Speisen, die natürlich auch mit den landestypischen Datteln und Mandeln angereichert werden. Frühmorgens oder abends unterm Sternenhimmel wird zum gemütlichen Beisammensein ein Art Wüsten-Wohnzimmer geschaffen. Mit Teppich in der Mitte, Sätteln zum Anlehnen und silbernen Teekannen, aus denen in hohem Bogen eingegossen wird. Klar müssen wir an dieser Stelle kundtun, dass die erste Tasse "bitter wie das Leben, die zweite süß wie die Liebe und die dritte sanft wie der Tod" sein wird. Zumindest ist der ein oder andere nach der dritten todmüde und rollt sich im Zelt in den Schlafsack. Mutige schlafen je nach Jahreszeit auch draußen. Nur sind im Winter auch Wüstennächte kalt.

Wer in Marokko eine Nomaden-Karawanen-Tour mit Nomaden bucht, hat es natürlich mit Menschen zu tun, die dafür in eine Rolle schlüpfen. Auch wenn sie das Nomadentum in ihrer Kindheit zum Teil noch erlebt haben. Heute gibt es das so nicht mehr, die Nachfahren verdienen ihr Brot in der Touristik-Branche. Während der Pausen zur Mittagszeit oder während des Nachtlagers dürfen die Kamele frei laufen, weil sie sich an dem satt essen sollen, was in der Wüste so wächst. Man bindet ihnen allerdings ein Bein hoch, damit sich nicht so weit vom Camp entfernen und einigermaßen leicht wieder einzufangen sind.

Unsere Begleiter sind wie gute Geister, verwöhnen uns bei der Mittagsrast mit Gemüse-Rührei und Salat aus dem flugs aufgebauten "Kochzelt". Morgens schenken sie köstlichen Kaffee aus, der mit Ingwer, Kardamon und Zimt gewürzt ist. Und natürlich sind sie in der landestypischen Nomadentracht unterwegs. Damit fahren sie auch die Geländewagen und steigen diesem schon Mal aufs Dach. Etwa, um besseren Handy-Empfang zu haben. Vor dem ersten Nachtlager geschieht genau dies, weil sich Jeepfahrer und Kameltreiber irgendwie verpasst haben und erst in der Dunkelheit aufeinander treffen. Nun also schnell die Kamele mit dem Gepäck der Reisegruppe beladen und ab ins vorbereitete Camp. Es ist nach langer Autofahrt ein wohltuender Spaziergang unterm Sternenzelt mit anschließendem "Mitternachtssnack".

Wovon leben die Menschen im Draa-Tal? Diese Frage stellte sich schon bei der Anreise Richtung Sahara. Im Tal gibt es zahlreiche Dörfer mit gerade mal einem kleinen Geschäft, kaum Autos, Menschen sind mit Eseln entlang der Straße unterwegs. Sind das alles Selbstversorger, die sich von der Arbeit in Dattel-Plantagen ernähren können? Zumal die nächste Stadt ja kilometerweit entfernt liegt? Zagora, das Tor zur Wüste, circa 165 Kilometer südlich von Quarzazate, ist so eine Oasenstadt mit rund 40 000 Einwohnern, die zum Teil vom Wüsten-Tourismus lebt. Die Berberhochburg Ait-Ben-Haddou, in entgegen gesetzter Richtung und nur etwa 40 Kilometer von Quarzazate entfernt, besticht durch ihre malerische Kasbah auf einer Anhöhe und mit Blick auf die im Winter schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Ait-Ben-Haddou diente immer wieder als Filmkulisse. Etwa für den Klassiker "Lawrence von Arabien" In den engen von Lehmhäusern gesäumten Gassen gibt es jede Menge Souvenirs zu kaufen und darf nach orientalischer Sitte gehandelt werden. Der Zugang zur Kasbah führt über einen Fluss beziehungsweise über eine Brücke, die erst vor wenigen Jahren gebaut wurde. Von der Brücke aus führt der Weg direkt und kostenlos nach oben, an einem Seitengang wird Eintritt verlangt, da sich dort ein Museum befindet.

Info: Buchbar sind Trekking-Touren durch Marokko bei RRH Reisen, Rudolf Hoffmann, Im Schnepfenplug 20, 67147 Forst, Telefon 06326/9675753, www.trh-reisen.de