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In der Schweiz vermisse ich Sauerteigbrot

Interview mit Sternekoch Frank Oerthle (43)

Die kulinarischen Genüsse des Tessins liegen Frank Oerthle (43) besonders am Herzen. Er lockt  Besucher aus ganz Europa und beköstigt sie in der Villa Castagnola als Chef de Cuisine. Das Restaurant Galerie Arté al Lago, direkt am Ufer des Sees in Lugano gelegen, gehört zum Grand Hotel Villa Castagnola au Lac. Mit einem Michelin Stern und 16 Gault Millau Punkten bietet es großartige kulinarische Erlebnisse. Wir trafen und sprachen mit Frank Oerthle in Lugano wo er uns sein Liblingsgericht veriet und was er in der Schweiz vermisst.

Sie sind, wie Hermann Hesse, in Calw geboren. Seit wann leben Sie in der Schweiz.?
Im Jahr 1993 bin ich hier gelandet. Lugano ist inzwischen zu meiner Heimat geworden.

Warum haben Sie sich für die Schweiz, speziell für das Tessin entschieden?
Weil ich hier die Sprache und Speisen ganz neu erlebe und weil Lebensqualität das Markenzeichen der Schweiz bedeutet.

Wie kamen Sie zum Kochen?

Erst wollte ich KFZ-Mechaniker werden. Mein Zensurenschnitt lag damals bei einer glatten Drei. Da ich mit meiner Mutter schon immer gern zusammen gekocht habe, reifte bei mir der Wunsch Koch zu werden im Alter von 15 Jahren.

Und wie entwickelte sich Ihre Karriere weiter?

Nach der mittleren Reife arbeitete ich zwei Wochen in einem Sternrestaurant und war von der erforderlichen Kreativität und dem Umgang mit Menschen begeistert. Meine Ausbildung begann in Oberstorf. Seit 1999 bin ich in Lugano. Hier baute ich das „Arté“ von Anfang an mit aus.

Wieviele Stunden verbringen Sie täglich in der Küche?
Zwischen zwölf und 13 Stunden.

Welchen Stil kennzeichnet Ihre Küche?

Ich bin kein Trendsetter. Ich würde meine Gerichte eher modern-mediterran einstufen.

Wie viel Tessin steckt in Ihrer Speisekarte?
Sehr viel. Einmal bevorzuge ich einheimische Speisen, wie zum Beispiel Polenta. Und ich verwende möglichst viele einheimische Produkte. Dazu gehört auch das Minigemüse eines Tessiner Bauern, das ich durch Zufall entdeckte.

Was ist Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen den typischen Grotti (Landtaverne) und der Sterneküche?

Die Grottoküche, wo die Mütter und Großmütter mitkochten, ist die Basis für jede gute Küche.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Mit Radfahren. Tagestouren liegen bei 60 bis 120 Kilometer Länge. Ich koche auch gern für Freunde. Dann aber meist nur drei bis vier Gänge. Gern würde ich häufiger mit Kollegen andere Küchen testen, aber auch dort sind die Restaurants meist sonntags und montags geschlossen.

Haben Sie Familie?
Ich lebe seit 20 Jahren in einer festen Beziehung. Für Kinder war bisher keine Zeit.

Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Ja. Pasta in allen Variationen.

Vermissen Sie etwas in der Schweiz?
Sauerteigbrot. Das backe ich selbst und esse es dann mit Butter, Schnittlauch und etwas Salz.

Was ist Ihnen an dem Arté besonders wichtig?
Ich freue mich, wenn die Gäste mit einem Lächeln das Restaurant verlassen – und über die vielen Stammgäste.