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Die Küche der drei Kulturen

Kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise in Südtirol

Von Andreas Gillner
Wohl kaum eine andere Region kann so beispielhaft für das Zusammenwachsen Europas sein, wie die südtiroler Ferienregion Kronplatz in Italien. Drei Kulturen und drei Sprachen treffen aufeinander. Deutsch, italienisch und ladinisch sprechende Menschen leben hier  miteinander und bereichern gegenseitig ihr kulturelles Erbe.

So war es zwar nicht immer, doch mittlerweile sind sie, die Jugend voraus, stolz darauf, mindestens zweisprachig aufzuwachsen. Wo sonst in Europa drücken die Menschen  ihre Emotionen nicht in einzelnen Sätzen, sondern in der Wahl der Sprache aus? „Immer, wenn ich mit meinen Freunden über Fußball rede“, verdeutlicht Tourismusmanager Artur Costabiei den Gebrauch der Sprache in Südtirol, „sprechen wir italienisch. Doch über die `gute alte Zeit` wird nur deutsch gesprochen“. Sie wollen weder trennen, noch vermischen, sondern die kulturelle Vielfalt in ihrem Land bewusst leben.

Eine Vielfalt, die sich auch in der regionalen Gastronomie widerspiegelt: einer Kombination aus Bodenständigem mit Einflüssen aus Wien und Italien. Sowohl Feinschmecker als auch  Liebhaber traditioneller Bauernküche kommen hier auf ihre Kosten. Doch bei den Pustertaler Köstlichkeiten wie Schlutza (gefüllte Teigtaschen), „Tirtlan (mit Spinat oder aber auch Mohn gefüllte und fritierte Teigscheiben), Knödl oder Kasnocken fällt die Wahl nicht leicht. In diesem Fall hilf nur eins: Probieren - so viel wie möglich. Gelegenheit gibt es genügend. Wer die Region besucht, kann sich auf eine wahre kulinarische Entdeckungstour begeben.

Tipps für kulinarische Entdecker

Die vielfältigen traditionellen Gerichte werden in vielen großen und kleinen Restaurants und Gasthäusern angeboten.  Im romantischen Maria Saalen auf 978 Metern Höhe bei St. Lorenzen liegt beispielsweise der Gasthof Saalerwirt, ein Bauernhof aus dem 13. Jahrhundert, der auch Gäste beherbergt – und das seit über 400 Jahren. Gastwirt Johann Tauber bietet in dem bäuerlichen Charme versprühenden Restaurant bodenständige Küche mit saisonalen Produkten. Je nach Saison bekommt der Gast beispielsweise frischen Stangenspargel mit Hausschinken oder Milchkalb mit Rosmarin und Kartoffeln.

Die kulinarische Entdeckungstour fortsetzen kann der Besucher im Gasthof Oberraut in Bruneck. Das einfache, ländliche Restaurant im Südtiroler Gasthausstil bietet südtiroler Spezialitäten. Wer in den Genuss von Tirtlan und Schlutza kommen möchte, ist in dem von Christof Feichter geführtem Haus genau richtig. Und: Das Gasthaus Oberraut gehört zu den von Slow Food Italien ausgezeichneten schönsten Gasthäusen.

Einen Ausflug in die ladinische Küche bietet beispielsweise das Restaurant Plazores in St. Vigil in Enneberg. In einem antiken Vollmauerhaus aus dem 15. Jahrhundert serviert das Wirtspaar Ulli und Roman Ties schlichte, aber wohlschmeckende ladinische Gerichte, wie die Panicia (Gerstensuppe), Cajinci (Käsenocken) oder die canci checi, von denen so mancher Gast nicht genug bekommen kann und die er sofort  in den eigenen Speiseplan aufnehmen möchte.

Wer sich in dieser Region Südtirols auf kulinarische Entdeckungsreise begibt, kommt nicht umhin, einen Abstecher nach Pfalzen ins Gourmet Restaurant Schöneck zu machen. Die Kochkünste der Brüder Karl und Siegfried Baumgartner überzeugen nicht nur Gäste, sondern auch die Kritiker zahlreicher Gastronomieführer. Die regionale und sehr kreative Küche ist ein Genuss für den Gaumen, sondern auch für das Auge - und das isst bekanntlich auch mit.

Tipp für kulturelle Entdecker

Wer neben den vielen kulinarischen Verlockungen der Region Zeit für kulturelle Aktivitäten findet, sollte es nicht versäumen das Anfang Juli 2011 eröffnete Messner Mountain Museum Ripa im Schloss Bruneck zu besuchen. Auf einem Berghügel im Süden von Bruneck hat Reinhold Messner die letzte seiner fünf Begegnungsstätten zum Thema Berg untergebracht, die er den Bergvölkern gewidmet hat. Umgeben von Bergbauernhöfen, mit Blick auf den Kronplatz, das bäuerliche Ahrtal und die Zillertaler Alpen ist es der ideale Standort für das MMM Ripa (Tibetisch: ri = Berg, pa = Mensch). Unter dem Schloss, einst Sommersitz des Bischofs, liegt die Altstadt von Bruneck und gegenüber das Südtiroler Volkskundemuseum, das der lokalen bäuerlichen Kultur gewidmet ist. Die Besucher begegnen in dem Museum nach einem kleinen Haus „Heimat Südtirol“ in einem unterirdischen Einbau den Nomaden in den Bergen der Welt. In den Kellern des Schlosses öffnet sich die geheimnisvolle Welt der Bergmenschen Afrikas und Ozeaniens. Im Erdgeschoss sind Kultur und Alltag der Kaukasier, der Walser, einzelne Bergstämme aus der Hohen Tatra und Rhodopen zu sehen. Zu den Indios in den Anden Südamerikas, im Himalaja (Naga, Nepali), im Hindukusch (Kafiren, Kalash), im Karakorum (Hunza, Balti) gelangen die Besucher im Obergeschoss des Schlosses. Das zweite Obergeschoss ist den Religionen in den verschiedenen Bergregionen gewidmet. Der Inka-Kultur und den Waffen der Bergvölker widmet Reinhold Messner eigene Räume.
Das Museum ist vom ersten Sonntag im März bis zum dritten Sonntag im November von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Dienstag Ruhetag. Letzter Einlass ist um 17 Uhr. www.messner-mountain-museum.it.

Weitere Informationen über die Region:
 
Zur Ferienregion Kronplatz gehören insgesamt 14 Orte, die im Herzen des Pustertales gelegen sind. Bruneck-Percha, St. Vigil in Enneberg, Olang, St. Lorenzen, Gsieser Tal – Welsberg-Taisten, Pfalzen, Rasen im Antholzertal, Antholz, Kiens, Terenten, Gais-Uttenheim und St. Martin in Thurn. Das Pustertal hat eine Fläche von 2071 Quadratkilometern (rund 28 Prozent von Südtirol). Etwa 73000 Menschen leben hier. Nur 25 Prozent der Fläche liegen auf einer Höhenstufe zwischen 500 und 1000 Metern. Mehr als die Hälfte liegt zwischen 1000 und 2000 Metern, der Rest darüber.  Der höchste Berg ist der Hochfeiler mit 3065 Metern im Zillertaler Hauptkamm; der berühmteste der Kronplatz.