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Kulinarisches Hütten-Hopping in den Dolomiten

Mit Skiern zu Gaumenfreuden

Von Karin Katzenberger-Ruf
Ist dieses Reh lebensmüde? Oder paaren sich da einfach Mut und Eleganz? Knapp einen Meter vor der heran nahenden Standseilbahn setzt es zum Sprung über das Gleis an. Den Fahrgästen, die das beobachten, fährt der Schreck in die Glieder. Der Zugführer schmunzelt nur und sagt: „Das kommt öfters vor, aber es ist noch nie was passiert...“

Es ist Anfang Februar und schon am frühen Vormittag kündigt sich ein herrlicher Wintertag in den Dolomiten an. Genauer gesagt im Grödner Tal, dessen italienischer Name „Val Gardena“ angesichts der grandiosen Landschaft gleich nochmals gefälliger klingt. Schon bei der Auffahrt von St.Ulrich zur 2163 hoch gelegenen Raschötz-Alm ist die Sicht auf die Bergkulisse atemberaubend.

Die 2010 eingeweihte Standseilbahn kann pro Stunde bis zu 828 Personen befördern. Das sind natürlich ganz andere Kapazitäten als jene des Einer-Sessellifts, der auf gleicher Strecke bis 2009 in Betrieb war. Die Bergsteiger-Legende Luis Trenker hatte diesen zusammen mit einem Vetter in den Jahren 1951/1952 errichten lassen – als eine der ersten Aufstiegshilfen in den Dolomiten überhaupt. Die Fahrt dauerte etwa 20 Minuten und war nur bei schönem Wetter ein Genuss. Mit der Standseilbahn gelangen die Gäste vier Mal schneller nach oben. Das ist besonders angenehm, wenn in der Raschötzer Berghütte bereits ein reichhaltiges Frühstück wartet. Urgemütlich ist es in der Hütte, in der es natürlich auch eine „Trenker-Stube“ gibt und davor eine große Terrasse. Gut gestärkt heißt es, die Skier schultern und ein Stück den Berg hoch tragen. Doch es ist nicht weit bis zur ersten Abfahrt, die zugleich Einstieg für einen Tag kulinarisches „Hütten-Hopping“ ist.

Alle ein bis zwei Stunden ein Einkehrschwung? Das ist vielleicht nicht besonders sportlich, aber entspannend. Vor allem, wenn das Angebot so abwechslungsreich ist. Ansonsten sind es ja eher die Skitourengänger oder Wanderer, die eine Hütte nach der anderen ansteuern, um dort zu übernachten. Wir wagen die leichtere Variante, gleiten bei besten Bedingungen sanft über gut präparierte Hänge, die in der in der Sonne glitzern. Sich runterstürzen? Das ist was für Profis. Die tun das alljährlich beim Ski-World-Cup auf der berühmten „Saslong“ unterhalb des Langkofels mit Ziel St.Cristina. Das für die Gegend so charakteristische Bergmassiv ist immer präsent und beeindruckt von jedem Blickwinkel aus. Beispiel: Piz Sella. Auf 2.153 befindet sich die Comici-Hütte, benannt nach dem italienischen Alpinisten Emilio Comici (1901-1940). Im gelangen an die 100 Erstbesteigungen, unter anderem die der „Große-Zinne-Nordwand“ in den Sextener Dolomiten. Er war als Bergführer tätig und fand bei Wolkenstein einen tragischen Tod beim Übungsklettern in wenigen Metern Höhe. Ein verrottetes Seil soll schuld gewesen sein. Die Hütte, die seinen Namen trägt, ist schon seit 1955 in Familienbesitz und für seine Fischspezialitäten aus eigener Zucht bekannt. Beliebt: Die Dorade in Salzkruste, Teigtaschen mit Fisch oder die Pasta-Spezialität „Fettuccine“ mit Hummer. Klar, dass dies auch gekrönten Häuptern schmeckt. Das schwedische Königspaar hat hier ebenso schon Station gemacht wie Fürst Albert von Monaco. Oder Michael Schumacher als „King“ der Formel eins. Welche „Promis“ hier schon ein und aus gingen, dokumentiert eine Fülle von Fotos an den Wänden. Und warum steht da nun bei unserer Ankunft 2011 ein flotter Flitzer vor der Hütte? Weil Schumacher für den Abend sich und sein Team angekündigt hat. Der Rennwagen ist aus Schnee modelliert. Also weiß statt rot. Wir ahnen: Da wird bald der Champagner fließen... Auch auf der über 2.400 Meter hoch gelegenen Sofie-Hütte am Seceda-Hang lässt man gern die Korken knallen oder entkorkt gekonnt Weinflaschen mit edlen Tropfen. Markus Prinoth betreibt die Almhütte in dritter Generation. Rund 300 Weine aus aller Welt lagern in seinem Keller. Exquisites hat seinen Preis. Die preiswerteste Sorte Prosecco kostet 17,50 Euro. Dazu würden Scampi-Spieße prima passen. Aber eben auch „Bodenständiges“ aus der Tiroler Küche wie Gegrilltes oder die deftige Speck-Platte. Bekannt ist die Sofie-Hütte außerdem für ihre „Primi di Pasta“. Diese Nudel-Vorspeisen gibt es in vielen Variationen. Die etwas tiefer gelegene „Knödelhütte“ ist beim „Hütten-Hopping“ ebenfalls ein Muss. Warum sie (die eigentlich Daniel-Hütte heißt) zu ihrem Zweitnamen kam, bedarf eigentlich keiner Erklärung. Hier stehen die unterschiedlichsten Knödel-Kreationen als Vor-, Haupt- und Nachspeise auf der Speisekarte. Aber nicht nur. Buchweizen-Gnocchi mit Hirschragout wären ebenfalls eine Alternative. Danach vielleicht noch Apfelstrudel oder Erdbeertopfen. Ohne den hauseigenen Heidelbeer-Grappa versucht zu haben, sollte niemand die Hütte oder die Terrasse verlassen. Wechseln wir nochmals die Seiten im Skigebiet. Wiederum am Langkofel und an der berühmten 40 Kilometer langen Ski-Rundstrecke „Sella Ronda“ ist die Vallongia-Hütte, Baujahr 1999, angesiedelt. Dort servieren René und Annemarie Mussner unter anderem bayrische Spezialitäten wie das „Weißwurst-Frühstück“ samt Brezeln und Bier. Da ist man „all inklusive“ schon mit acht Euro dabei. Kleine Zwischenmahlzeit gefällig? Bitte sehr – und einfach mal darauf vertrauen, dass der Körper bei Kälte Fett verbrennt. Noch besser: Am Abend bei einer Schneeschuhwanderung den Berg hoch mitmachen. Ziel der Tour ist die Juac-Hütte, in 1905 Meter oberhalb von Wolkenstein und unterhalb der Geislergruppe gelegen. Renate und Franz Mahlknecht sorgen dort für das Wohl der Gäste und manchmal packen auch die drei Kinder mit an. Gerstensuppe, Schlipfkrapfen oder hausgemachte Kuchen lassen keine Wünsche offen. Außerdem gibt es in der Hütte preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten. Vier Pässe, vier Täler, drei Provinzen erleben Skifahrer bei der Sella-Ronda-Tour, die je nach Richtung grün oder orange markiert ist. Noch eine Einkehrmöglichkeit an der Piste: Die 1967 erbaute Salei-Hütte am Fuß des Langkofels und nah dem Sellajoch. Grundstock der Hütte auf 2225 Meter Höhe ist ein alter Heuschober, im Jahr 2006 erfolgte ein großzügiger Umbau. Wer hier übernachtet, darf sich wie im Hotel fühlen. Unbezahlbar und doch gratis ist auch hier die Bergkulisse: Höchster Gipfel: Die die märchenhafte Marmolada, die stolze 3342 Meter in den Himmel ragt. Wenn der dann noch strahlend blau ist, fühlt man sich zwischen Felslandschaft und Glitzerschnee und dem Paradies wirklich verdammt nahe.

Allgemeine Informationen:

www.valgardena.it

Anfahrt: Über die Brennerautobahn bis Brixen oder Bozen, von dort in östlicher Richtung Grödner Tal/Val Gardena. Mit der Bahn kann man beide Orte mit dem Europa-Spezial-Ticket schon ab 39 Euro einfach erreichen. Von dort aus fahren Linienbusse. Viele Hotels bieten aber auch ein Shuttle an.

Übernachtung: Hotel Alpenheim www.alpenheim.it

Hütten:

Raschötzer Alm: www.resciesa.com

Comici-Hütte: www.pizsella.com

Sofie-Hütte: www.seceda.com

Knödelhütte: www.seceda.cc/dez/rest.htm

Vallongia-Hütte: www.baitia-vallongia.com

Juac-Hütte: www.juac.it

Salei-Hütte: www.refugiosalei.it