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Ski-Joering und mehr

Aktiv im französischen Wintersportgebiet Portes du Soleil

Von Karin Katzenberger-Ruf
Hoffentlich werden wir bei diesem Höllenritt nicht ausgebremst... Es ist Ende März und die strahlende Sonne hat die Schneedecke im französischen Avoriaz bereits schmelzen lassen. Hier und da gibt es braune Stellen. Genau die wollen wir beim Ski-Joering nicht erwischen.

Die Wintersportart hat ihren Ursprung in Skandinavien. Dort lassen sich Skifahrer gern von Motorschlitten oder Schlittenhunden durch tief verschneite Landschaften ziehen  zum Teil mit ordentlich Tempo. In Frankreich kommen Pferde zum Einsatz. Wenn diese zum Galopp ansetzen, wird`s ebenfalls rasant. Unwillkürlich fühlt man sich an die legendäre Szene vom Wagenrennen im Film-Klassiker Ben Hur erinnert... Wir haben ja einen Guide an unserer Seite, der sein Pferd hoffentlich im Griff hat. Also einfach locker bleiben, leicht in die Knie gehen und die Skier etwa zwei Hand breit auseinander halten. Wir kommen alle heil am Ziel an, auch wenn einer Pferdelenkerin bei der Tour im wahrsten Wortsinn immer wieder der Gaul durchgeht und dann irgendwo am Waldrand stehen bleibt.

Die Alternative: Eine gemütliche Kutschfahrt durch Morzine. Der Ort unterhalb von Avoriaz verfügt über reichlich alte Bausubstanz, viele Häuser haben ein Schieferdach. Man schrieb das Jahr 1735, als vor Ort der Abbau von Schiefer begann. Das Grand-Hotel eröffnete 190 Jahre später und markierte den Beginn des Sommer-Tourismus in der grandiosen Berglandschaft. Heute steht das Skigebiet  Les Portes du Soleil im Departement Haute Savoie, zu dem Morzine gehört, für den Wintersport schlechthin. Doch viele denken angesichts der französischen Alpen zuallererst an Orte aus der Retorte. Zugegeben: Avoriaz mit seinen riesigen Apartment-Blöcken ist so einer und fügt sich mit seiner Architektur samt zurückhaltender Farbgestaltung der Fassaden doch irgendwie nahtlos in das Gebirge ein. Von der Piste aus ist die 1966 eröffnete Ski-Station auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen.

Vom autofreien Ort aus sind etwa 73 Pistenkilometer zu erfahren und mit 39 Liften verbunden. Es gibt in dem Gebiet nach Schwierigkeitsgrad gestaffelt sechs schwarze Pisten, 14 rote, 24 blaue und fünf grüne. Auch der kleine Ort Chatel liegt im besagten Departement, aber nur in etwa 1200 Metern Höhe. Wie Morzine ist Chatel ein idealer Wintersportort für Familien. In beiden Orten gibt es schöne Schneegärten für den Nachwuchs und Kindertagesstätten, in denen kleine Urlaubsgäste stundenweise betreut werden. Und was hat es mit dem Angebot Taxi-Ski in Chatel auf sich? Das könnte was für Omis und Opis sein, die beim Familienurlaub dabei sind und auch mal wieder auf die Piste wollen... Das schnittige Gefährt auf Kufen wird von einem erfahrenen Skilehrer gelenkt. Taxi-Ski eignet ist auch für Körperbehinderte und kann auch für Menschen, die nicht selbst Ski fahren können oder sich einfach selbst nicht mehr auf die Bretter trauen, zur Riesen-Gaudi werden.

Unsere Testperson (ein Nicht-Skifahrer) ist von dem Pisten-Event der etwas anderen Art jedenfalls begeistert und würde das jederzeit nochmals wagen. Oder wie wär`s mit der Schneeschuhwanderung auf den Spuren von sprunghaften Steinböcken oder Gämsen? Solche Touren abseits der Pisten sind in den französischen Alpen ebenfalls buchbar und ein echtes Erlebnis. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt. Les Portes du Soleil ließe sich mit Tore zur Sonne übersetzen. Die Lage südlich des Genfer Sees und nördlich des Mont Blanc spricht für diese Bezeichnung. Doch über mögliche Sonnenstunden wollen wir an dieser Stelle nicht spekulieren. Laut einem ungeschriebenen Gesetz der Touristiker-Szene taucht schon ein Tag mit zwei Sonnenstunden in der Statistik als sonnig auf.

Begeben wir uns lieber nochmals auf die Piste Das Skigebiet von Chatel (das unter Super-Chatel firmiert)ist eher übersichtlich. Für Familien mit kleineren Kindern ist das aber genau das Richtige. Der erste Skilift vor Ort entstand übrigens im Jahr 1947. Ende des 19. Jahrhunderts wäre das kleine Dorf in den französischen Alpen wegen einer Thermalquelle beinahe zum Badeort geworden. Aber eben nur beinahe. Vielleicht blieb, weil diese Pläne nicht verwirklicht wurden, der bäuerliche Charakter des Ortes erhalten. Bis heute gibt es in Chatel noch rund 30 bewirtschaftete Bauernhöfe. In einem wird der beliebte Abondance-Käse hergestellt. Kühe der gleichnamigen Rinderrasse geben eine besonders fetthaltige Milch, die sich bestens zur Käse-Produktion eignet. Ansonsten ist Chatel einfach stolz darauf, zum größten Skigebiet der Alpen zu gehören und einiges zu den insgesamt 650 Pistenkilometern und 198 Aufstiegshilfen beisteuern zu können.

Eine nette Alternative zum Skifahren könnte das Eisangeln auf dem See von Vonnes sein. Bei unserem Aufenthalt Ende März ist der Anglersee so gut wie aufgetaut. Wir ziehen also bei leichten Plusgraden einige Fische an Land. Kleine, feine Restaurants gibt es in Chatel wie in Morzine. In gemütlicher Atmosphäre bei einem wundervollen Essen einen Wintertag ausklingen lassen: Das ist in beiden Orten möglich, auch wenn Chatel insgesamt gesehen der beschaulichere ist... Dessen Nähe zum Genfer See hat gerade zum Ende der Skisaison ihren besonderen Reiz. Dann ist da unten nämlich schon Frühling, was Grund genug wäre, bei An- und Abfahrt ein paar Stunden am See und vielleicht eine Zwischenübernachtung einzuplanen. Wer die reizvolle Gegend mal zwischen Chatel und Morzine mal im Winter erlebt hat, kann sich gut vorstellen, dort auch mal im Sommer zu verweilen. Nur müssen die Wegstrecken zwischen Berg und Tal statt auf zwei Brettern dann eben mit Wanderschuhen zurückgelegt werden. Ist wohl auch entspannter als Ski-Joering...
 
Infos:
Allgemeines: Bei der Französischen Zentrale für Tourismus, Postfach 100128, D-60001 Frankfurt/Main, per Mail unter info.de@franceguide.com, Fax 069/745556.
 
Anreise: Die Orte Chatel und Morzine im französischen Wintersportgebiet Portes du Soleil sind von unserer Region aus mit dem Auto in etwa fünf Stunden zu erreichen. Bei der Fahrt durch die Schweiz fallen allerdings Mautgebühren für die Autobahnen A2, A1 und A12 an. Dafür ist die Reise entlang des Genfer Sees landschaftlich äußerst reizvoll.
Eine Alternative wäre die Anreise mit der Bahn nach Lausanne oder Genf mit dem Europa-Spezial-Ticket ab 39 Euro pro Person. Beide Orte sind etwa 70 bis 80 Kilometer von Chatel entfernt, nach Morzine sind es von Genf aus etwa 30 Kilometer mehr. Von beiden Ausgangspunkten am besten einen Mietwagen nehmen.
 
Übernachten: In Chatel - Hotel Arc-en-Ciel (Route du Petit Chatel), Telefon:+33(0)450732008, Homepage: www.hotel-arcenciel.fr. (Zimmer ab 55 Euro pro Person)
In Morzine Hotel le Cret (Route de la Palagne) Telefon: +33(0)450790921, Homepage:www.lecret.com. Das Hotel gibt nur Wochen-Tarife an, pro Person kostet der siebentägige Aufenthalt ab 398 Euro.
 
Essen und Trinken: Auf der Piste in Chatel bei Chez Crépy, www.crepy.net. Im Ortskern von Morzine im La Chaudanne, www.lachaudanne-morzine.com.
 
Aktivitäten: Ski-Joering in Morzine/Avoriaz, www.skijoering.com
Taxi-Ski in Chatel, www.chateltour.com
Eisangeln in Chatel (Lac de Vonnes), www.mairiedechatel.fr