Vorstandmitglieder des Moselwein e.V. geben gemeinsam mit Mosel-Weinkönigin Marie-Sophie Schwarz die Ergebnisse der diesjährigen Weinlese bekannt. V.l.n.r. : Bernhard Weich, Walter Clüsserath, Weinbaupräsident und zweiter stellvertretender Vorsitzender Moselwein e.V., Ansgar Schmitz, Geschäftsführer Moselwein e.V., Henning Seibert, Vorsitzender Moselwein e.V., Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Moselland eG, Marie-Sophie Schwarz, Mosel-Weinkönigin, Thomas Ludwig, erster stellvertretender Vorsitzender Moselwein e.V.. Foto: Andreas Gillner
16. Oktober 2023 Die diesjährige Weinlese im Weinanbaugebiet Mosel wird als ein arbeitsreicher Herbst in die Geschichte eingehen, der den Winzerinnen und Winzern eine Reihe von Herausforderungen brachte, jedoch auch die Gelegenheit zur Produktion erstklassiger Weine bot. Der Moselwein e.V. präsentierte im Rahmen einer Pressekonferenz im Weingut von Othegraven in Kanzern die Ergebniss der diesjährigen Weinlese.
Die Weinlese an der Mosel: Ein arbeitsreicher Herbst
Ab Anfang September begann die Reifung der Trauben in den meisten Weinlagen unerwartet schnell voranzuschreiten, was einen erheblichen Aufwand bei der Traubenauslese erforderte. Besonders bei der Rebsorte Riesling zahlte sich dieser Einsatz aus, denn sie zeigte sich mit exzellenten Qualitäten, darunter Große Gewächse und edelsüße Raritäten wie Trockenbeerenauslesen. Die frühreifenden Burgundersorten hingegen hatten Schwierigkeiten, mit den Wetterbedingungen im Spätsommer zurechtzukommen.
Klimawandel spiegelt sich im Erntezeitpunkt wider
Ein weiterer deutlicher Hinweis auf die Auswirkungen des Klimawandels ist der Erntezeitpunkt. Im Gegensatz zu vor 20 Jahren, als Rieslingtrauben erst Mitte Oktober geerntet wurden, war die Lese in diesem Jahr in den Weinregionen Mosel, Saar und Ruwer größtenteils bereits im Oktober abgeschlossen.
Traubenqualität und Erntemenge: Die Faktoren im Detail
Die geschätzte Erntemenge im Anbaugebiet Mosel liegt zwar etwa drei Prozent über der des Vorjahres, fällt jedoch leicht unter den Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Laut dem Moselwein e.V. werden voraussichtlich etwa 710.000 Hektoliter Traubenmost aus dem Jahrgang 2023 in den Tanks und Fässern lagern, was etwa 1,5 Prozent weniger ist als der Durchschnitt der letzten Dekade. Dieser Rückgang ist auf die Trockenheit zurückzuführen, die dazu führte, dass die Ernteschätzungen bis Mitte August deutlich optimistischer waren, bevor sich die Erntemenge aufgrund von Fäulnisproblemen im Spätsommer verringerte.
Vielfalt der Weinstile: Riesling und weitere Rebsorten
Der Reifegrad und die Gesundheit der Trauben variierten stark je nach Lage, Boden, Bewirtschaftungsweise und Ertragsniveau. Die Heterogenität bei Qualität und Menge, die sich sogar in einzelnen Weinlagen zeigte, ist mittlerweile zur Norm geworden. Ähnlich wie in den Jahren 2021 und 2022, die von kühlem, nassem bzw. trockenem, heißem Wetter geprägt waren, reicht die Bandbreite der Ergebnisse im Jahr 2023 weit auseinander. Dies hängt von Standort, Wasserversorgung, Rebsorte, Alter und Genetik der Reben sowie Unterlagen ab. Insbesondere in Böden mit hoher Wasserspeicherfähigkeit kam es aufgrund der hohen Niederschläge im Sommer zu Fäulnisproblemen, da die Beeren aufgrund des Wasserdrucks gequetscht wurden.
Die Ernte begann früh in diesem Jahr, mit den ersten Trauben für Federweißer bereits ab Ende August. Die frühreifenden Sorten wurden bereits in der ersten Septemberhälfte geerntet, nachdem Niederschläge und warmes Spätsommerwetter die Reifung beschleunigt hatten und Insekten wie die Kirschessigfliege in die Weinberge lockten. Dies hatte insbesondere Auswirkungen auf die roten Rebsorten. Die Ausbeute an Rotwein war gering, und die meisten Rotweintrauben wurden zu Rosé verarbeitet. Auch die weißen Burgundersorten waren von den Bedingungen betroffen.
Der später reifende Riesling hingegen profitierte von einem günstigen Witterungsverlauf in der zweiten Septemberhälfte und erzielte vor allem in den steinigen Schiefersteillagen hervorragende Ergebnisse. Riesling, die dominierende Rebsorte in der Region, bietet im Jahrgang 2023 die gesamte Palette an Weinstilen, von trocken und feinherb über Großes Gewächs bis hin zu den fruchtigen Klassikern Kabinett und Spätlese sowie den edelsüßen Auslesen und Beerenauslesen.
Allerdings ging mit der Qualität auch ein erheblicher Arbeitsaufwand einher. Diejenigen, die eine selektive Lese durchführten, konnten von den kühlen Nächten und sonnigen Tagen Ende September und Anfang Oktober profitieren. Die Edelfäule Botrytis bot die Möglichkeit zur Selektion von Trauben mit außergewöhnlich hohen Oechsle-Graden zur Herstellung von edelsüßen Spitzenweinen. Dies war jedoch nur für Weingüter rentabel, die entsprechende Preise für ihre Produkte erzielen konnten. Bei den Trauben- und Fassweinerzeugern bewegte sich das Mostgewicht im Bereich von 70 bis 85 Grad Oechsle. Auch die Rebsorten Elbling und Müller-Thurgau erzielten gute Erträge und Mostgewichte.
Nach aktuellen Schätzungen des Weinbauverbandes Mosel entfällt 91 Prozent der Erntemenge von 2023 auf Weißweinsorten. Die Rebsorte Riesling, mit einem durchschnittlichen Ertrag von 80 Hektolitern pro Hektar, macht fast 60 Prozent der gesamten Ernte in der Region aus. Die Erträge bei Elbling und Müller-Thurgau liegen leicht über den Werten des Vorjahres. Trotz einiger Einbußen gab es in diesem Jahr ähnlich viele Weiß- und Grauburgunder wie im Jahr zuvor. Bei den roten Sorten wird der Gesamtertrag auf etwa 62.000 Hektoliter geschätzt, wobei die Erträge je nach Sorte variieren.
Die Gärung der Moste verlief reibungslos, und dank der Niederschläge im Sommer konnten die Reben die Früchte gut versorgen, sodass die Moste ausreichend Hefe-nährstoffe hatten.
Das Wetter im Jahr 2023 war geprägt von ungewöhnlichen Temperaturschwankungen und Niederschlägen. Die Wintermonate waren wärmer als der langjährige Durchschnitt, wobei die Niederschläge ungleichmäßig verteilt waren. Der Frühling begann mit einem Niederschlagsdefizit, was die Vegetationsperiode beeinflusste. Der Austrieb der Reben erfolgte im April und Mai, gefolgt von einem trockenen und heißen Juni, der jüngere Rebanlagen unter Trockenstress setzte. Der Juli brachte erste Sonnenbrandschäden, bevor ergiebige Niederschläge in der letzten Juli-Woche für Entspannung sorgten. Im August setzte sich die nasse Witterung fort und brachte mehr Niederschläge als üblich.
Glücklicherweise blieb das Moselgebiet von Frost und Hagel größtenteils verschont, obwohl vereinzelte Infektionen mit Oidium und Peronospora auftraten.
Inlandsmarkt und Export: Moselwein in einem anspruchsvollen Jahr
Der Absatz von Moselweinen entwickelte sich in diesem Jahr im In- und Ausland unterschiedlich. Im Inlandsmarkt sorgten Inflation und hohe Energiepreise für eine starke Konsumzurückhaltung, was zu spürbaren Absatzrückgängen für Moselweine führte. Günstigere Weine erfreuten sich dagegen größerer Beliebtheit. Auch der Fachhandel und Direktvermarkter spürten die Kaufzurückhaltung, wenngleich in geringerem Maße als der Lebensmitteleinzelhandel.
Der Export von Moselwein, der rund 25 bis 30 Prozent der jährlichen Produktion ausmacht, verzeichnete in den letzten Jahren Mengenrückgänge bei gleichzeitigen Wertsteigerungen. Im Jahr 2022 stieg der Exportwert um 3 Prozent, während die Menge um 6 Prozent sank. Für das erste Halbjahr 2023 wurde ein Mengenrückgang von 4 Prozent und eine Wertsteigerung von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet.
Die Mostpreise für weiße Sorten wie Elbling und Müller-Thurgau, aber auch Burgunder, lagen Ende September unter den Preisen des Vorjahres. Der Mostpreis für Riesling stieg zwischenzeitlich an, blieb aber immer noch unter den Erwartungen aufgrund der schwierigen Absatzlage. Die unbefriedigende Preisentwicklung könnte zu Betriebs- und Flächenstilllegungen führen, insbesondere bei kleineren Betrieben ohne Nachfolger. Der Moselwein e.V. geht davon aus, dass die Rebfläche in den kommenden Jahren im Anbaugebiet schrumpfen wird.
Insgesamt zeigt der Jahrgang 2023 im Weinanbaugebiet Mosel die ständig wechselnden Herausforderungen und Chancen in der Weinproduktion auf, die von den Winzern mit großem Engagement gemeistert werden.
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